Der Übersetzungsdienst des Europäischen Gerichtshof zu Besuch beim deutsch-französischen Studienprogramm in Erlangen
Am 19. Juli 2022 hatten circa 50 aktuelle Studierende des Studienprogramms „Deutsch-Französisches Recht“ die Ehre, an einem Vortrag von Herrn Dr. Ivo Gross, Leiter des Referats Deutsche Übersetzung im Europäischen Gerichtshof, teilzunehmen.
Nach einer kurzen Vorstellung durch den Programmbeauftragten des Studienprogramms an der FAU, Prof. Dr. Freitag, machte uns Herr Dr. Ivo Gross zunächst mit der Struktur und dem Aufbau des Europäischen Gerichtshof vertraut. Anschließend ging er genauer auf die Aufgaben des Übersetzungsdienstes des Europäischen Gerichtshofs ein. Die Übersetzung sei dabei Ausfluss des Grundprinzips der Mehrsprachigkeit der Union und diene der Gewährleistung der Einheit des Unionsrechts sowie dem Grundsatz des gleichen Zugangs vor Gericht.
Besonders interessant für das juristische Publikum war die Information, dass die Übersetzung im Europäischen Gerichtshof von „Jurist-Übersetzer*innen“ (vom französischen juriste-linguiste) übernommen wird, und nicht, wie in vielen Fällen üblich, von Übersetzer*innen mit juristischer Zusatzausbildung. Das macht die Arbeit als Übersetzer*in beim EuGH zu einer interessanten Aufgabe, die vor allem viele rechtsvergleichende Perspektiven bietet.
Während früher von jeder Amtssprache der Europäischen Union direkt in jede andere Amtssprache übersetzt wurde, bedient man sich heute dem sogenannten System der Pivot-Sprachen. Alle zu übersetzenden Texte werden zunächst in die Pivot-Sprachen übersetzt, die wiederum als Übersetzungsgrundlage für eine Reihe ihr zugeordneter Amtssprachen dienen. Da Deutsch eine der Pivot-Sprachen darstellt und zudem häufig als Verfahrenssprache vor dem Gericht Europäischen Union, besonders in Markensachen, gewählt werde, hat das Referat Deutsche Übersetzung besondere Bedeutung. Daneben ist auch die französische Sprache besonders wichtig, da der Europäische Gerichtshof intern auf Französisch arbeitet. Insofern sind zukünftige Absolvent*innen eines juristischen deutschen-französischen Studienprogramms besonders stark geeignete Kandidat*innen in Bezug auf die durch den Referenten vorgestellten Berufsmöglichkeiten.
Im Anschluss an seinen ansprechenden Vortrag stand Herr Dr. Ivo Gross für Rückfragen zur Verfügung. Das interessierte Publikum machte davon reichlich Gebrauch und informierte sich insbesondere über Praktikumsmöglichkeiten beim Übersetzungsdienst des Europäischen Gerichtshofs in Luxemburg.